Tour de Pflege 2024: Solidarität und Engagement an der Universitätsmedizin Frankfurt a.M.

Fünfter Tag von fünf / Aktion 10 von 11

Am fünften und letzten Tag der Tour de Pflege 2024, ehrenamtlich organisiert vom Bündnis Pflege.Auf.Stand RLP (PFAUSTA), wurde die Aktion in Frankfurt am Main herzlich empfangen. Hier regnete es zur Begrüßung der noch sechs verbliebenen tapferen Radler*innen buntes Konfetti. Die Gruppe kam an dem Tag von Hanau aus nach Frankfurt angeradelt und hatte unterwegs mit ordentlich Gegenwind zu kämpfen. Auf dem Gelände der Universitätsmedizin Frankfurt trafen sich Gewerkschaftsaktive, Betriebsratsvorsitzende und einige Kolleginnen und Kollegen, um gemeinsam ein starkes Zeichen für bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen zu setzen. Auch die Gewerkschaft ver.di war präsent und unterstützte die Veranstaltung.

Nach einer interessanten Vorstellungsrunde, bei der die Anwesenden ihre Beweggründe für die Teilnahme an der Tour und ihre Hauptanliegen mitteilten, wurde schnell klar, dass die mangelnde Wertschätzung und die Konsequenzen eines profitorientierten Gesundheitswesens eine immense Belastung und Verantwortung darstellen. Diese Situation ist einfach nicht tragbar, wie die Teilnehmenden betonten.

Die Kolleg*innen der Uniklinik Frankfurt a.M. äußerten ihr Unverständnis über die schleppende Umsetzung des stolz erkämpften Tarifvertrags Entlastung (TV-E) und fühlten sich von ihrem Arbeitgeber nicht ernst genommen. Diese mangelnde Anerkennung bindet die Mitarbeitenden nicht motivierend an das eigene Haus. Trotzdem gibt es Erfolge: Das Länderticket für alle Beschäftigten der Uniklinik in Frankfurt, als ein tariflich verhandeltes Ergebnis, wurde nach zähem Ringen erreicht und nun als Leistung des Arbeitgebers gefeiert. Eine verkehrte Welt, wie viele fanden.

Besonders gefreut hat uns die Teilnahme von Nadja Rakowitz, die von PFAUSTA zur Aktion an der Uniklinik Frankfurt eingeladen wurde. Nadja Rakowitz ist eine bekannte und geschätzte Vertreterin der Initiative „Krankenhaus statt Fabrik“ sowie des „Vereins demokratischer Ärzt*innen“. Sie sprach über die Konsequenzen der sogenannten Krankenhaus-„Reform“, die in Wahrheit keine echte Reform ist, wie in dieser Woche mehrfach von den Kolleginnen und Kollegen in vier Bundesländern bestätigt wurde. „Wir werden eine Zentralisierung erleben, weitere Krankenhausschließungen ohne einen Hinweis in den Reformpapieren, wie die bleibenden Krankenhäuser diese Umstände auffangen sollen. Der Arbeitsdruck auf euch, die Beschäftigten, wird weiter steigen,“ gab Rakowirtz als düstere Aussicht. „Sichere Geburtshilfe sowie die Norfallversorgung benötigt zunehmend weite Wege um eine Versorgung zu erreichen. Die Ökonomen sehen nur, dass hier Fachpersonal „frei wird“ und es nur gilt, dieses im Land gezielt zu verteilen gleich einer Ressource. Aber es wird es Verwerfungen geben. Die Beschäftigten werden sich nicht einfach ungefragt manövieren lassen. Es wird nicht mehr Geld kommen durch die Krankenhausumstrukturierung. Die Abrechnung nach DRG’s wurde nicht abgeschafft. Die Vorhaltepauschalen sind nicht einmal zweckgebunden. Nirgendwo steht, dass sie nicht für die Nutzung privater Profite genutzt werden dürfen. Mit dem Prinzip der Selbstkostendeckung könnte man das gesamte Krankenhaus finanzieren, statt dessen hält der Bund jedoch an den Vorhaltepauschalen fest um davon weiterhin Profite bezahlen zu können. Wir brauchen dringend eine Strukturreform. Aber das, was da jetzt kommt,“ betonte Rakowitz, „das wird es nicht sein. Ihr, die Beschäftigten wisst wie eine Reform und eine bedarfsgerechte Versorgung aussehen könnte. Es ist dringend nötig, dass ihr weiter macht mit dem Aufstand, weil das die einzige Sprache ist, die die Politik versteht. Und es gilt immer noch,“ schließt Nadja Rakowitz ihre Ansprache an die Teilnehmenden der Aktion der Tour de Pflege,“Mehr von euch ist besser für alle!“

Karl Lauterbach benutzt mittlerweile unsere Sprache. Wörter wie „Revolution“ und „die DRG’s sollten abgeschafft werden“ u.a. „Hier müssen wir hellhörig und gut informiert bleiben,“ betonte Rakowitz im anschließenden Gespräch miteinander. „Krankenhaus statt Fabrik“ bietet einen Newsletter und regelmäßige Informationsveranstaltungen an, um die Beteiligten stets auf dem Laufenden zu halten.

Symbolisch überreichte das Bündnis Pflege.Auf.Stand RLP, vertreten durch ihre Sprecherin Julia-C. Stange, ein Geschenk an Nadja Rakowitz, verbunden mit einer gegenseitigen Verabredung zur zukünftigen Zusammenarbeit. Diese Geste unterstreicht den Geist der Solidarität und das gemeinsame Ziel, die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen nachhaltig zu verbessern.

Die Veranstaltung endete mit einem starken Gefühl der Gemeinschaft und dem festen Willen, den Einsatz für eine gerechtere Gesundheitsversorgung fortzusetzen. Die Radler*innen der Tour de Pflege setzen ihre Reise fort in Richtung Wiesbaden, inspiriert und gestärkt durch die Solidarität und Unterstützung, die sie auf ihrem Weg erfahren haben.

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