Es waren 55 für 43.000

55 Pflegepersonen vertraten 43.000 Pflegekräfte und konfrontierten die Landtagsfraktionen mit den Forderungen des Pflegeaufstandes Rheinland-Pfalz. Eine besondere Aktion am Internationalen Frauentag 2021.

„Hier demonstriert der Pflegeaufstand Rheinland-Pfalz“, verkündete die Fachkinderkrankenschwester Julia Stange am Montag (8. März 2021) am Rheinufer. In einer langen Schlange waren zuvor genau 55 Beschäftigte durch Mainz gezogen. Stellvertretend für 43.000 Kolleginnen und Kollegen aus 55 rheinland-pfälzischen Gesundheitseinrichtungen trugen sie den Protest für bessere Arbeitsbedingungen in die Landeshauptstadt. Dort konfrontierten sie Vertreter*innen der Landtagsparteien SPD, CDU, Grüne und FDP mit ihren Forderungen für grundlegende Verbesserungen im Gesundheitswesen. „Wir taugen nicht als Beiwerk zum Landtagswahlkampf“, stellte Stange klar, die auf der perinatologischen Intensivstation der Universitätsmedizin Mainz arbeitet. „Auf die wohlklingenden Wahlkampfslogans müssen echte Taten folgen.“

Konkret fordert das Bündnis unter anderem, dass sich die künftige Landesregierung für die Abschaffung der Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups, DRG) in der Krankenhausfinanzierung einsetzt. Stange verwies auf die Entwicklungen in der Geburtshilfe, die durch das DRG-System „zugrundegerichtet“ werde. Der Abbau von Kapazitäten und die „unerträglichen Arbeitsbedingungen“ in den Kreißsälen beschnitten das Selbstbestimmungsrecht von Frauen bei der Geburt ihrer Kinder. Frauen seien es auch, die über 75 Prozent der Beschäftigten in der Pflege ausmachten. „Wir fordern nicht nur Brot, sondern auch die Rosen“, so die Fachpflegerin bei der Protestaktion am Internationalen Frauentag. „Wir streiten nicht nur für einen guten Lohn, sondern auch für menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen.“

Die Corona-Pandemie habe ans Licht geholt, „was seit Jahrzehnten falsch läuft“, erklärte die Gesundheits- und Krankenpflegerin Ina Schehl, die in der Gerontopsychiatrie des Pfalzklinikums Klingenmünster arbeitet. Aufgrund der schlechten Bedingungen fänden sich immer weniger qualifizierte Menschen, die in den Pflegeberufen arbeiten wollten. Wegen der Personalnot müsse man allzu oft bei der Patientenversorgung Abstriche machen. »Das ist extrem unbefriedigend.« Angesichts der Situation dürften die politischen Entscheidungsträger keine Zeit mehr verlieren. So müsse vor allem in der Altenpflege die Bezahlung sofort flächendeckend angehoben werden. „Die alten Menschen, die dieses Land aufgebaut haben, haben etwas Besseres verdient als nachts mit 60 Bewohnern von nur einer Pflegekraft versorgt zu werden – das ist unwürdig“, kritisierte Schehl. Höhere Gehälter seien eine Voraussetzung dafür, dass sich das ändert.

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